#36 Die grössten Fallstricke beim Anlegen
Investieren Anlegerinnen und Anleger nach rein rationalen Kriterien wie dem Anlagehorizont, der langfristig erwarteten Rendite und der eigenen Risikotoleranz? Nicht unbedingt, wenn man der Verhaltensökonomie Glauben schenkt.
Zwei der häufigsten Fehler sind Selbstüberschätzung und blindes Vertrauen auf das Bauchgefühl. Beide Verhaltensweisen sind tief in uns verwurzelt und lassen rationale Entscheidungen oft in den Hintergrund treten.
Selbstüberschätzung: Übermässiges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Selbstüberschätzung ist ein Phänomen, das in vielen Lebensbereichen auftritt – auch beim Investieren. Ein klassisches Beispiel: Fragt man Autofahrer, ob sie zu den besten 30 Prozent gehören, antworten erstaunliche 80 Prozent mit «Ja». Diese übertriebene Einschätzung der eigenen Fähigkeiten lässt sich auch bei Anlegern beobachten.
Viele glauben, den Markt schlagen zu können und ihre eigenen Investitionsentscheidungen als überlegen zu bewerten. Steigt eine Aktie nach dem Kauf, schreiben wir diesen Erfolg gerne unseren Fähigkeiten zu. Fällt der Kurs jedoch, werden externe Faktoren verantwortlich gemacht. Dabei zeigt die Forschung, dass entwickelte Kapitalmärkte in der Regel sehr effizient sind. Das bedeutet, dass alle verfügbaren Informationen bereits in den Kursen eingepreist sind, was es selbst für Profis schwer macht, den Markt konsistent zu übertreffen.
Ein Portfolio darf durchwegs auch eigene Überzeugungen und Markterwartungen widerspiegeln. Eine Überzeugung kann beispielsweise sein, dass die USA aufgrund ihrer Geschichte, Kultur und Verfassung ein besonders freiheitliches Land ist und deshalb auch in Zukunft eine sehr hohe Produktivität haben wird.
Wichtig ist aber, dass man sich bewusst bleibt, dass auch die eigene Markterwartung mit grosser Unsicherheit behaftet ist. Wenn man der eigenen Markterwartung mehr Vertrauen schenkt, als menschlich möglich ist, verschwendet man sein Risikobudget für sinnlose Einzelwetten. Das Portfolio ist dann nicht mehr gut diversifiziert.
Das Bauchgefühl: Intuition als Risikofaktor
Intuition spielt in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle und gibt uns oft blitzschnell Orientierung. Doch wenn es um das Anlegen geht, ist blindes Vertrauen auf das Bauchgefühl ein häufiger Fehler. Emotionen wie Angst und Euphorie beeinflussen das Anlageverhalten stark und können zu impulsiven Entscheidungen führen.
Die Märkte sind von Natur aus volatil, das heisst, sie schwanken ständig. Diese Schwankungen lösen bei vielen Anlegern emotionale Reaktionen aus. Gewinne erzeugen oft Euphorie, was dazu führt, dass Anleger ihre Aktienquote erhöhen – in der Hoffnung, dass die Kurse weiter steigen. Umgekehrt führt die Angst vor weiteren Verlusten nach einem Marktrückgang häufig dazu, dass Aktien verkauft werden. Diese emotionsgetriebenen Handlungen sind problematisch, da sie das Risiko erhöhen, Verluste zu realisieren und Markterholungen zu verpassen.
Zusätzlich verursachen aktives Handeln und ständiges Umschichten eines Portfolios hohe Transaktionskosten, die auf Dauer die Rendite schmälern. Daher ist es wichtig, auf Gelassenheit zu setzen und in volatilen Zeiten nicht überstürzt zu reagieren.
Wie man diese Fallstricke vermeidet
Die Lösung liegt darin, sich bewusst zu machen, dass Investitionen langfristige Entscheidungen sind, die nicht von kurzfristigen Emotionen oder übermässiger Selbstsicherheit geleitet werden sollten. Der erste Schritt ist, ein Portfolio zu erstellen, das zur eigenen Risikofähigkeit und Risikoneigung passt. Ihre Risikotoleranz ermittelt ein Online-Vermögensverwalter ganz einfach mit Ihnen anhand von einem simplen Fragebogen.
Sobald das Portfolio aufgestellt ist, kann ein automatisierter Einzahlungsplan helfen, regelmässig und unabhängig von den aktuellen Marktbedingungen zu investieren.
Auf welche Verhaltens- oder Denkfehler sind Sie beim Investieren selber schon gestossen? Schreiben Sie mir eine E-Mail.
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