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Geht nachhaltiges und klimafreundliches Investieren auf Kosten der Rendite?

31.08.2021
Elias Noschis

Nachhaltiges Investieren kommt in Schwung. Aber wie kann ich in eine nachhaltige und dekarbonisierte Zukunft investieren, ohne mein Renditepotential zu beinträchtigen?

Laut Victor Hugo kann sich keine Armee gegen die Macht einer Idee wehren, deren Zeit gekommen ist. Nachhaltiges Investieren ist auf dem Weg dorthin. Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler und Aktivisten vor dem Klimawandel und seinen Konsequenzen. Diese Stimmen haben in den letzten Jahren immer mehr Akzeptanz erhalten. Dies spiegelt sich auch in den Finanzmärkten wieder. Im April 2021 verkündete CNBC, dass kein anderer Sektor der Finanzindustrie begehrter sei als nachhaltiges Investieren. Das Wachstum ist rasant: im Frühjahr 2020 wurden weltweit erstmals 1'000 Milliarden USD nachhaltig angelegt und rund ein Jahr später hat sich dieser Betrag nochmals verdoppelt.

Aber was ist nachhaltiges Investieren? Im Zentrum liegen die Kriterien Environmental, Social und Governance (ESG). Diese Kriterien zielen darauf ab, das ethische und nachhaltige Verhalten einzelner Unternehmen vergleichbar und bewertbar zu machen. In Ergänzung zu den üblichen finanziellen Kennzahlen berücksichtigen immer mehr Investoren solche ESG-Kriterien. Zurzeit bewerten mehrere spezialisierte Ratingagenturen börsenkotierte Unternehmen nach ESG-Kriterien. Zu den bekannten Agenturen zählen MSCI, Sustainalytics, RobecoSAM und Bloomberg ESG.

Die Agentur MSCI stellt zu Nachhaltigkeit verschiedene Indizes zur Verfügung. Lassen Sie uns zur Veranschaulichung drei Indizes unter die Lupe nehmen: den MSCI ESG, MSCI SRI und MSCI SRI Select Reduced Fossil. Die Vorgehensweise zur Bildung der Indizes ist stets dieselbe: am Anfang steht eine lange Liste von Unternehmen wie zum Beispiel die 500 grössten börsennotierten Unternehmen der USA oder Europas. Je nach Index werden unterschiedliche Auswahlkriterien in einer bestimmten Reihenfolge angewandt. Von den drei erwähnten Indizes umfasst der MSCI ESG am meisten Unternehmen, im MSCI SRI Select Reduced Fossil verbleiben am wenigsten. Die nachstehende Tabelle illustriert, welche ausgewählten Unternehmen aus den USA in welchen Indizes inkludiert sind.

Die ESG-Auswahlmethode

Beim MSCI ESG und MSCI SRI besteht die Auswahlmethode aus drei Schritten. Im ersten Schritt werden Firmen ausgeschlossen, die mehr als 5%-10% des Gesamtumsatzes in kontroversen Geschäftsfeldern erwirtschaften. Dazu zählen Industriezweige wie Tabak, Waffen, Kernenergie, thermische Kohlekraft oder die nicht konventionelle Förderung von Erdöl und Erdgas. Im zweiten Schritt werden Firmen mit besonders kontroversen Geschäftspraktiken ausgeschlossen. Jedes Unternehmen wird dabei mit einer Punktzahl zwischen 0 und 10 bewertet, wobei Firmen mit Punktezahl null direkt aus dem Index ausgeschlossen werden. Dies widerfuhr 2015 beispielsweise Volkswagen im Zusammenhang mit der Manipulation von Schadstoffemmissionswerten von Dieselfahrzeugen. Im dritten Schritt bewertet MSCI in jeder der Kategorien Environmental, Social und Governance verschiedene Unterkriterien. Daraus entsteht bei MSCI eine Endbewertung, wobei AAA den besten und CCC den schlechtesten Wert darstellt. Im Index MSCI ESG werden dann pro Industriesektor und pro Region die besten 50% Unternehmen nach Marktkapitalisierung ausgewählt; im Index MSCI SRI sind es noch die besten 25%. In den USA wirkt sich diese Filterung der Unternehmen wie folgt aus: im Index MSCI USA befinden sich 625 Unternehmen (Stand August 2021). Beim MSCI ESG sind es 289 (46% von MSCI USA) beim MSCI SRI noch 154 (25% von MSCI USA). Die Firmen Procter & Gamble und Starbucks (beide enthalten im MSCI ESG), sind aus dem MSCI SRI ausgeschlossen, weil sie nicht zu den besten 25% Firmen in ihrer Branche gehören.

Beim MSCI SRI Select Reduced Fossil kommt, wie der Name vermuten lässt, noch ein weiterer Schritt hinzu. Dabei werden Firmen aussortiert, die fossile Brennstoffe extrahieren, herstellen, Energie daraus produzieren oder davon Reserven besitzen und dabei mehr als 5% ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften. Rund 20 weitere Unternehmen werden durch diesen Filterungsschritt aussortiert. Somit sind im MSCI SRI SR Fossil noch 135 Unternehmen in den USA enthalten (22% des MSCI USA). Unter anderem ist die Firma Centerpoint Energy (ein Strom- und Gasnetzbetreiber) ausgeschlossen.

Die nachhaltige Finanzwelt kann bereits Erfolge verbuchen. Unter anderem sind die grossen Ölkonzerne wie Exxon Mobil oder Chevron Texaco von Kapitalzuflüssen aus nachhaltigen Anlagen ausgeschlossen worden. Somit wächst der Druck auf solche Firmen, ihre Strategie nachhaltiger zu gestalten. Es wäre bis vor kurzem kaum denkbar gewesen, dass im Verwaltungsrat von Exxon Mobil Verwaltungsratsmitglieder Einsitz nehmen, die Nachhaltigkeit vorantreiben wollen. Dies ereignete sich tatsächlich im Frühjahr 2021 auf Druck eines aktivistischen Hedge Funds. Wer aber etwas genauer hinschaut, muss sich eingestehen, dass die Einteilung in «gute» und «schlechte» Firmen manchmal nicht leicht ist.

Verbesserungspotential bei ESG-Ratings

Noch hat sich kein breit abgestützter Konsens über die beste ESG-Auswahlmethodik herauskristallisiert. Erstens kritisieren manche Stimmen die als kontrovers eingestuften Geschäftsfelder. Aktuell wird Kernkraft von nachhaltigen Investitionen ausgeschlossen, während Öl- oder Erdgaskraft in manchen nachhaltigen Fonds noch beinhaltet sind. Dies lässt sich mit der angestrebten Reduktion von CO2-Emissionen, oder gar dem Ziel von Null Emissionen, nur schwer vereinbaren. Zweitens bewerten verschiedene Ratingagenturen einzelne Unternehmen unterschiedlich. So veröffentlichte Workday Inc. 2015 einen einen ausführlicheren ESG-Bericht als in den Vorjahren. Infolgedessen verbesserte Bloomberg seine Ratings im Bereich Environmental und Social von Workday; MSCI erhöhte das Rating im Bereich Social, reduzierte aber ihr Rating im Bereich Environmental; bei Sustainalytics blieb das Rating für Environmental unverändert, während sich das Rating für Social verbesserte.

State Street Global Advisors führte dieses Jahr einen systematischen Vergleich der vier zuvor erwähnten ESG -Ratingagenturen durch. Die Korrelation – eine Messung der Übereinstimmung – zwischen den Agenturen liegt zwischen 48% und 76%. Zum Vergleich: die Korrelation bei Ratings von Kreditwürdigkeit von Unternehmen liegt bei 99%.

Der dritte Kritikpunkt richtet sich an die Qualität der ESG-Daten. Die Ratingagenturen ermitteln in der Regel ihre ESG-Bewertungen anhand von Unternehmensangaben. Im Gegensatz zu finanziellen Kennzahlen werden die ESG-Berichte der Unternehmen nicht von unabhängigen Prüfern auditiert. Da die nachhaltige Finanzwelt erst in der Entstehung begriffen ist, existieren noch keine breit anerkannten und standardisierten ESG-Kennzahlen, so wie sie in der Finanzbuchhaltung längst üblich sind.

Bei True Wealth bieten wir ein globales und ein nachhaltiges Portfolio an. Im nachhaltigen Portfolio investieren wir in Exchange Traded Funds (ETF), welche den «grünstmöglichen» Indizes folgen. Wir wählen dabei Indizes mit den strengsten ESG- und Emmissionsvorschriften. Ausserdem haben wir uns für den Marktführer MSCI aufgrund der breiten Akzeptanz innerhalb der nachhaltigen Finanzbranche entschieden. Für US-Anlagen verwenden wir die Indizes MSCI SRI Select Reduced Fossil und MSCI SRI Low Carbon Select. In den letzten fünf Jahren haben Investitionen in einen breit diversifizierten Index wie den MSCI USA vergleichbare Renditen mit den nachhaltigeren Varianten ergeben (s. unten).

Bei der noch strengeren Variante – dem MSCI SRI Select Reduced Fossil – kann die Rendite jährlich um einige Prozentpunkte vom Standardindex abweichen. Grund dafür ist, dass bei diesem Index der Energiesektor untervertreten ist. Dafür ist aktuell der Sektor vom Gesundheitswesen überproportional vertreten, was im Jahr 2020 zu einer höheren und 2021 bislang zu einer tieferen Rendite führte. Wir möchten unseren Kunden nicht vorschreiben, ob sie mit oder ohne Fokus auf Nachhaltigkeit investieren sollten. Wir sind der Meinung, dass sich beide Ansichten begründen lassen. Diese Ansicht widerspiegelt sich bei unserer Gebührenstruktur. Unerheblich ob Sie sich für das nachhaltige oder das uneingeschränkte Portfolio entscheiden, unsere Jahresgebühr in Höhe von 0.25% - 0.5% bleibt dieselbe. Dazu verrechnen die Anbieter jährlich noch circa 0.2% für globale und ca. 0.3% für nachhaltige ETFs. In den letzten Jahren hat sich diese Gebührenschere etwas reduziert, was sich teils durch die wachsenden Geldflüsse in nachhaltige ETFs erklären lässt.

Zusammenfassung

Innovationen in der Finanzbranche ermöglichen es informierten Anlegerinnen und Anlegern, ihr Geld zu attraktiven Konditionen an der Börse zu investieren. Sollte der Trend der letzten 5-10 Jahre anhalten und Kapital weiterhin in nachhaltige Anlagen fliessen, wird der Druck auf Unternehmen weiter steigen, nachhaltiger zu wirtschaften. Wenn Sie sich für ein nachhaltiges Portfolio bei True Wealth entscheiden, investieren Sie mit einem besonderen Augenmerk auf die Reduktion von CO2-Emissionen in die nachhaltigsten Unternehmen. Somit werden Anleger in nachhaltige Anlagen doppelt belohnt: sie tragen zu ihrem Ziel einer umweltverträglicheren Zukunft bei und erreichen gleichzeitig eine marktgerechte Rendite mit hoher globaler Partizipation.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Elias Noschis

Autor bei True Wealth. Elias hält einen Dr. in Physics und hat an der ETH Zürich studiert. Er hat einen MBA in International Business Management. Nachdem er in der Schweizer Uhrenindustrie tätig war, hat er Bücher über die Geldanlage für ein breiteres Publikum veröffentlicht.

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