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Warum alle besser Auto fahren. Aber trotzdem weniger Rendite machen

30.05.2015
Oliver Herren

Vom Psychologen befragt, fahren alle Autofahrer besser Auto als der Durchschnitt. Ist vielleicht genau das der Grund, warum alle Anleger schlechter anlegen?

Mehr als 50% aller Autofahrer glauben, sie würden überdurchschnittlich gut Auto fahren. Das hat der Psychologe Ola Svenson in einer Studie im Jahr 1981 (Link hinter Paywall) als Erster festgestellt. Die Amerikaner unter den Befragten glaubten das sogar zu 93 Prozent. Also fast alle. Dabei erleben Sie oft, wie schlecht auf unseren Strassen tatsächlich gefahren wird. Zum Beispiel, wenn sich ein Lieferwagen in Ihre Spur drängelt, so dicht vor Ihnen, dass Sie bremsen müssen. Und fluchen wollen. Nur hört das dummerweise der Fahrer vor Ihnen nicht. Oder wenn Sie als Beifahrer bei jeder Bremsung fast an die Windschutzscheibe knallen. Zum Glück sitzt in dem Fall der Fahrer neben Ihnen. Sie können ihn höflich fragen, sanfter zu bremsen. Wenn er partout nichts verbessert, na gut, dann übernehmen Sie halt das Steuer. Es fahren längst nicht alle so gut, wie sie selber glauben. Und wenn’s ums Fahren geht, dann sieht man es sofort. Wenn’s um Geldanlagen geht, muss man ein wenig genauer hinschauen.

Selbstüberschätzung am Werk?

100% aller Fondsmanager müssen einfach behaupten, sie seien besser als der Durchschnitt. Denn sie verdienen Gebühren an jedem Dollar, jedem Euro, jedem Franken, den Sie bei ihnen anlegen. Ihr Ziel liegt im Zufluss von Neugeldern, und erst in zweiter Linie in der Performance. Wenn man ihre Performance anschaut, dann sagen immerhin die Hälfte der Fondsmanager die Wahrheit. Das liegt in der Natur der Sache. Beim Durchschnitt ist per Definition immer genau nur eine Hälfte besser. Aber eben auch nur eine Hälfte. Die andere Hälfte ist schlechter. Zwangsläufig. Dabei sollte Durchschnitt nicht einmal das Ziel sein. Wer wirklich beweisen will, dass er besser ist, der sollte den Index schlagen, den er sich zur Benchmark setzt. Dieses Ziel verfehlen allerdings deutlich mehr als die Hälfte aller Profis – nämlich ganze 76 Prozent.

Wenn Sie finden, das muss sich verbessern, dann können Sie fluchen oder höflich fragen. Doch so oder so verpuffen Ihre Worte.

Kontrolle zu übernehmen fühlt sich gut an

Vielleicht sollten Sie also das Anlegen lieber selbst in die Hand nehmen? Das haben in den USA nach einer Studie von Celent bereits im Jahr 2012 über 40 Millionen Menschen getan, Tendenz weiter steigend. Bei den Schweizer Online-Brokern hat allein der Marktführer Swissquote über 220’000 Kunden. Selber die Kontrolle zu übernehmen fühlt sich gut an.

Führt aber wie beim Autofahren eher zu einer Illusion von Kontrolle – und damit zur Selbstüberschätzung. Nach einer Studie von Dalbar’s Quantitative Analysis of Investor Behavior (QAIB) hat der durchschnittliche Privatanleger so über die letzten 20 Jahre eine Rendite von lediglich 2,5 Prozent erzielt. Und über 30 Jahre sogar nur 1,9 Prozent. Warum?

Der durchschnittliche Privatanleger:

  • hat zu wenig Geduld und handelt zu oft
  • kauft oft nahe den Höchstständen und verkauft nahe den Tiefpunkten
  • konzentriert sich auf zu wenige Titel

Man könnte sagen: Er wechselt zu oft die Spur. Er hat kein Navi und benutzt keine Karte. Er fährt nur auf den Strassen, die er schon kennt.

Wie gut er dabei wirklich ist, kann er wegen seiner Selbstüberschätzung nicht selber sagen. Da hilft nur ein objektiver Blick von aussen.

Ein objektiver Blick tut not

Was Ihre Geldanlagen angeht, so finden Sie einen objektiven Blick in Ihrem Depotauszug. Sind die Zahlen so gut wie Ihr Gefühl? Glückwunsch: Machen Sie weiter so. Sind Sie es nicht, dann ist es vielleicht an der Zeit, einmal ganz passiv zu investieren. Da können Sie mit Geduld durchschnittlich genauso gut abschneiden wie die Benchmark.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

Oliver Herren
Oliver Herren

Oliver ist einer der Gründer der grössten Online-Shops der Schweiz: Dem Online-Warenhaus Galaxus und dem Elektronikspezialisten Digitec. Zusammen mit Felix hat er 2013 True Wealth AG ins Leben gerufen.

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