Warum kommt es immer wieder zu Bankenkrisen?
In den letzten Wochen fragten sich viele: Wie sicher ist mein Geld eigentlich bei meiner Bank? Kann auch meine Bank ins Straucheln geraten?
Mit dem Debakel der Credit Suisse und der Übernahme der Bank durch die UBS stellt sich auch die Frage, wie es immer wieder zu Bankenkrisen kommen kann.
Das eigentliche Produkt einer Bank ist Vertrauen: Wenn ich Geld auf mein Bankkonto einzahle, vertraue ich der Bank, dass sie es mir zurückzahlt, wenn ich darüber verfügen möchte. Das müsste eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber nicht.
Warum?
Weil die Banken mit dem ihnen anvertrauten Geld Hypotheken, Konsumentenkredite an Privatpersonen oder Geschäftskredite an Unternehmen finanzieren. Oder sie kaufen durch Geldeinlagen ihrer Kundschaft Wertschriften. Letzteres wurde der Silicon Valley Bank (SVB) zum Verhängnis, weil sie vermeintlich sichere amerikanische Staatsanleihen erworben hatte. Nur hat die SVB sich nicht gegen steigende Zinsen abgesichert, sodass ihr Wertschriftenportfolio nach den Zinserhöhungen der US-Notenbank (FED) an Wert verlor.
Am Rande bemerkt: Warum Obligationen bei steigenden Zinsen an Wert verlieren, und nicht umgekehrt, haben wir hier erklärt und wird mit unserem Obligationenrechner veranschaulicht.
Nun, die Zinserhöhungen stellen per se kein Problem dar, solange Kunden ihr Geld nicht schneller als erwartet einfordern. Doch sobald Bankkunden vermehrt beginnen, ihr Geld abzuziehen, spricht sich das herum, und wird wie eine Lawine zum Selbstläufer: Es kommt zum gefürchteten Bankrun.
Wie jetzt auch bei der Credit Suisse geschehen. Die Bank muss dann ihr Tafelsilber, sprich Wertschriften, meist Obligationen, verkaufen. Wenn sie bei solchen Verkäufen in der Folge beispielsweise aufgrund gestiegener Zinsen Verluste realisieren muss, zieht das das Vertrauen ihrer Kundschaft weiter hinunter. Ähnlich ist es mit Vermögensverwaltungskunden. Wenn diese abziehen, ist das zwar bilanztechnisch kein Problem, aber die Erträge schwinden weiter, und die Grossbank kann ihre Kostenbasis gar nicht so schnell auf ein kleineres Geschäftsmodell anpassen.
Dann bleibt nichts anderes mehr übrig als die Abwicklung, die Verstaatlichung oder die Übernahme durch einen Konkurrenten. Wobei auch im letzteren Fall der Bund und die Nationalbank Garantien abgeben mussten, damit die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS überhaupt zu Stande kommen konnte.
Pikanterweise hatte die Schweiz, zehn Jahre nach der 60-Milliarden-Rettung der UBS durch Staat und Nationalbank 2018 über eine Volksinitiative abgestimmt, die Banken dazu verpflichtet hätte, für jeden Franken an Kundengeldeinlagen einen Franken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu halten, sodass die Geldschöpfung allein der Nationalbank zukommen würde und Bankenkrisen vermieden werden sollten. Die Vollgeld-Initiative wurde mit drei Viertel der Stimmenden und von allen Kantonen abgelehnt. Ob ein Vollgeldsystem die Lösung aller Probleme darstellt, sei dahingestellt.
Aber um es auf den Punkt zu bringen: Wenn ich mein Geld bei einer Bank auf dem Bankkonto halte, investiert und verleiht die Bank mein Geld auf die eine oder andere Weise, woraus durchaus Risiken für mich als Kontoinhaber oder aber als Steuerzahler entstehen, während die Gewinne daraus an die Bank gehen. Das ist das klassische Geschäftsmodell der Bank. Dieses Geschäftsmodell ist für die Bank einträglich, da Risiken und Renditechancen asymmetrisch, zugunsten der Bank, verteilt sind.
Wer hier nicht mitmachen möchte und mit dem Verlustrisiko umgehen kann, kann sein Geld auch direkt selber am Kapitalmarkt investieren. Dann setzt man sein Kapital zwar den täglichen Wertschwankungen der Börsen aus. Aber dafür erhält man langfristig wenigstens eine Risikoprämie (siehe hierzu auch: Drawdown: Wie viel Verlust können Sie sich leisten?).
Bei True Wealth machen wir das für Sie so einfach wie möglich. Für unsere Kundenportfolios verwenden wir ETF (mehr über die Vorteile dieser Anlageinstrumente hier, bei unserer Säule-3a-Anlagelösung kommen neben ETF auch Indexfonds zum Einsatz). Diese Anlageinstrumente, ETF und Indexfonds, werden nicht durch uns gehalten, sondern sind bei unseren Depotbanken in einem Wertschriftendepot auf Ihren Namen verwahrt. Der Unterschied zu Geldeinlagen: Sie gehen nicht in die Bankbilanz ein, sondern sind Sondervermögen. D.h. selbst im Falle eines Konkurses der Depotbank fallen Ihre Wertschriften nie in die Konkursmasse der Bank, sondern bleiben Ihr Eigentum.
Bankkrisen sind, wie andere Marktverwerfungen auch, schwer vorherzusehen, deshalb sorgen wir bei unseren Kundenportfolios für Diversifikation und investieren passiv (mehr dazu hier: Passiv anlegen: Denn Aktienauswahl ist Glückssache).
Aus Anlegersicht haben Bankkrisen und Marktverwerfungen aber auch ihr Gutes: Je tiefer die Börsenbewertung, desto mehr Aktienanteile erhält man für jeden Franken an investiertem Geld. Das gilt für bereits investiertes Geld (denn unser Rebalancing schichtet automatisch in die Anlageklasse um, die an Wert verloren hat), aber auch für neu investiertes Geld.
Doch auch hier gilt: Markttiming ist extrem schwierig, den richtigen Einstiegszeitpunkt vorherzusehen fällt auch Profis schwer. Für das erfolgreiche Investieren braucht es eines: Gelassenheit und den langfristigen Blick.
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