Rebalancing: Ein halbes Prozent extra
Weniger Schwankungen und mehr Rendite, das bewirkt Diversifikation im Portfolio. Aber nur, wenn sie regelmässig wiederhergestellt wird.
Ein gut diversifiziertes Portfolio schwankt weniger im Wert. Damit das Portfolio nicht nur zu Anfang diversifiziert ist, sondern all seine Vorteile auch über die Dauer der Zeit ausspielen kann, braucht es regelmässige Anpassung – das sogenannte Rebalancing.
Rebalancing ist so wichtig, dass wir bei True Wealth dafür in den Portfolios unserer Kunden jeweils rund 40 Trades im Jahr durchführen – vollautomatisch und ohne Zusatzkosten.
Nur zu Anfang diversifizieren reicht nicht
Wenn Sie ein Portfolio anlegen, dann definieren Sie zuerst strategische Leitlinien. Auf der Basis Ihrer persönlichen Risikoneigung und Ihrem Anlagehorizont bestimmen Sie die Asset-Allokation. Sie legen fest, welchen Anteil Ihres Vermögens Sie in welcher Anlageklassen halten wollen. Also wie viel Prozent zum Beispiel in Aktien, Obligationen, Rohstoffen oder Immobilien.
Im Verlauf der Zeit hält sich Ihr Portfolio allerdings nicht an die anfängliche Aufteilung, die Sie vorgegeben haben. Denn die Kurse entwickeln sich unterschiedlich. Sehen wir uns das an einem Beispiel kurz an.
Angenommen, Sie legen 100’000 Franken an und beschliessen folgende Asset-Allokation: 45 Prozent Aktien, 45 Prozent Obligationen, 5 Prozent Immobilien und 5 Prozent Rohstoffe. Dann sieht Ihr Portfolio heute so aus:
In sechs Monaten werden sich die Anteile verschoben haben. Nehmen wir für unser Beispiel an, die Aktienbörse hätte sich mit 20 Prozent Kursplus ausserordentlich gut entwickelt, alle anderen Anlagen hätten jeweils moderate 2 Prozent zugelegt. Dann wäre das hier Ihre neue Asset-Allokation:
Die Anteile von Immobilien und Rohstoffen liegen jetzt knapp unter 5 Prozent am Gesamtportfolio. Die Balance zwischen Aktien und Obligationen hat sich deutlich verschoben.
Rebalancing gegen Verschiebungen
Um die geplanten Anteile wieder herzustellen, werden folgende Umschichtungen nötig: Sie verkaufen Aktien für 4’455 Franken. Mit dem Ertrag kaufen Sie Obligationen für 3’645 Franken. Ausserdem Immobilien und Rohstoffe für je 405 Franken. Anschliessend sieht das Portfolio in der Balance folgendermassen aus:
Der Ausgleich braucht bereits in diesem vereinfachten Beispiel vier Trades. Ein gut diversifiziertes Portfolio enthält aber nicht nur vier Anlageinstrumente – sondern viel mehr. (Die Portfolios unserer Kunden bestehen je nach Risikoprofil im Schnitt aus 20 bis 30 einzelnen ETF und Indexfonds. Beim Rebalancing werden pro Jahr rund 40 solcher Ausgleichstrades nötig.)
Warum machen wir das?
Rebalancing erhält die Wirkung der Diversifikation auf Dauer. Und sie befreit den menschlichen Geist vor den allzu menschlichen Fallen. So entstehen diese drei Vorteile:
- Bessere Rendite
- Weniger Schwankungen
- Klare Regeln
Vorteil 1: Bessere Rendite
Wer Rendite will, muss Risiko übernehmen. Doch wer diversifiziert, kann mit einem Minimum an Risiko das Maximum an Rendite herausholen. Rebalancing sorgt dafür, dass die Diversifizierung auf Dauer erhalten bleibt und wie anfänglich geplant wirken kann. (Warum Diversifikation so wichtig ist und wie sie genau wirkt, dazu lesen Sie mehr im Beitrag: «Setzen Sie alles auf eine Karte: Diversifikation»)
Der inzwischen verstorbene David Swensen, einer der besten Portfoliomanager der Welt und ehemalige Chief Investment Officer der US-Universität Yale, beziffert den Vorteil auf 0.4 Prozent. So viel Rendite kann Rebalancing zusätzlich bringen – jedes Jahr. (Mehr dazu in seinem Buch: «Unconventional Success»)
Vorteil 2: Weniger Schwankungen
Mit dem Ertrag aus den Anlageklassen, die besser performt haben, wird beim Rebalancing nachgekauft, was weniger gut gelaufen ist. Das gleicht Schwankungen aus.
Wertschwankungen lassen sich nicht vollständig vermeiden. Wer mehr Rendite will, als mit einer risikolosen Geldmarktanlage möglich ist, muss Risiko übernehmen. Besser aber, man schafft die Überrendite mit weniger Schwankungen. Wie gut das in einem Portfolio funktioniert, das misst man mit der Sharpe-Ratio.
Vergleicht man das traditionelle 60/40-Portfolio mit einem Welt-Aktienportfolio, so zeigt der Backtesting-Simulator Curvo eine Sharpe Ratio von 0.74 für das diversifizierte Portfolio und von 0.61 für das Aktienportfolio. Das diversifizierte Portfolio schneidet also risikogewichtet um 20 Prozent besser ab als das reine Aktienportfolio. Entscheidend ist aber auch ein langer Anlagezeitraum (hier wurde 2004 bis 2023 gewählt) – in kurzen Phasen mit wenig volatilen Aktienmärkten kann auch ein reines Aktienportfolio vorübergehend eine hohe Sharpe Ratio aufweisen.
Dieses Ergebnis erreicht aber nur, wer die Diversifikation konsequent aufrechterhält.
Vorteil 3: Klare Regeln
Ein Rebalancing im Portfolio folgt klaren Regeln. Die strategisch festgelegten Anteile der Anlageklassen werden wieder hergestellt. Dieses Ziel ist eindeutig, und es wird bei jedem Rebalancing erreicht.
Wann und wie ein Rebalancing durchgeführt wird, dafür gibt es verschiedene Methoden. Wenn Sie das Rebalancing selbst durchführen, treffen Sie vorher Ihre Wahl – und handeln dann nach Ihren Regeln.
Professionelle Anleger führen das Rebalancing meistens nach folgenden Regeln durch:
Zu festgelegten Zeitpunkten. Hier definieren Sie vorher, wann das Portfolio ausgeglichen werden soll. Jedes Kundenportfolio wird beispielsweise alle sechs Monate auf die strategische Verteilung zurückgeführt.
Zu festgelegten Schwellwerten. Hier definieren Sie, um wie viel Prozent eine Anlageklasse von ihrem Zielwert abweichen darf. Sind maximal fünf Prozent Abweichung erlaubt und der Anteil der Aktien ist von 45 auf 51 Prozent gestiegen, so erzwingt dieser Anstieg einen sofortigen Ausgleich – auch wenn das letzte Rebalancing noch gar nicht lange her ist.
Ob zu festgelegten Zeitpunkten oder nach festgelegten Schwellwerten: Beim Rebalancing handelt man immer antizyklisch. Sind Aktien gefallen, dann finanziert der gestiegene Anteil an Obligationen den Ankauf zusätzlicher Aktien, die jetzt günstiger sind. Wer auf Rebalancing setzt, muss keine Angst haben vor dem Crash. Im Gegenteil: Er nutzt die Korrektur am Aktienmarkt als Chance.
Rebalancing inklusive
Bei diesen Vorteilen ist klar: Der Ausgleich ist so wichtig, dass kein Portfolio ohne Rebalancing geführt werden sollte. Wenn Sie Ihr Portfolio allerdings selbst verwalten und für jeden Trade Transaktionsgebühren zahlen, dann vermeiden Sie möglicherweise die nötigen Umschichtungen. 40 Trades schlagen immerhin auch bei den günstigsten Schweizer Online-Brokern schnell mit hunderten Franken zu Buche.
Wir finden: Rebalancing muss sein. Wir führen es deshalb für Sie nicht nur vollautomatisch durch, ohne dass Sie etwas unternehmen müssen. Sondern tun das auch ohne zusätzliche Kosten für Sie – alle Transaktionen sind in der Vermögensverwaltungsgebühr von 0.25-0.50 Prozent bereits enthalten (Courtagen, die Ihnen die kontoführende Bank belastet, ziehen wir von unserer Verwaltungsgebühr ab).
Besser noch: In unserer Säule 3a müssen unzählige Transaktionen gar nicht auf dem offenen Markt ausgeführt werden. Dank Pooling und Netting auf dem Konto der Vorsorgestiftung können zahlreiche Transaktionen intern verrechnet werden, was zu Kosteneinsparungen führt, die wir vollumfänglich weitergeben.
Ob für die Vermögensverwaltung oder die 3. Säule: wir haben eigens einen Rebalancing-Algorithmus entwickelt. Mit ihm halten wir Ihr Portfolio automatisch auf Kurs und die Transaktionskosten klein. Wir machen das nach Schwellwerten: Die Abweichungen zu Ihrer Anlagestrategie liegen in der Regel unter zwei Prozent.
Wie gut das funktioniert, sehen Sie in Ihrem Portfolio – oder Sie probieren es mit einem virtuellen Testkonto einfach einmal aus.
Links
- Felix Niederer: «Setzen Sie alles auf eine Karte: Diversifikation»
- David F. Swensen: «Unconventional Success – A Fundamental Approach to Personal Investment» New York, Simon and Schuster, 2005
- Oliver Herren: «Vermögensverwaltung – sogar günstiger als selber handeln»
- Felix Niederer: «Hinter den Kulissen: So tradet der Robo-Advisor für Sie»
Über den Autor
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