Talk – Wie Eltern für ihre Kinder anlegen und sparen
Die Frage, wie Eltern das finanzielle Fundament ihrer Kinder sichern, gewinnt zunehmend an Bedeutung. In einem spannenden Interview diskutierten Felix Niederer, Gründer und CEO von True Wealth, und Dr. Tatjana Agnesens von der Hochschule Luzern die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema «Digitales Anlegen für Kinder».
Tatjana, willkommen zum Coffee Talk. Es freut mich sehr, dass du hier bist.
Danke, Felix, für die Einladung. Ich freue mich, dabei zu sein.
Wir haben rund 1'000 Eltern von Kindern unter 18 Jahren zum Thema «Digitales Anlegen für Kinder» befragt. Du hast bereits mehrere Studien in diesem Bereich begleitet oder durchgeführt. Woher kommt dein Interesse an diesem Thema?
Mein Interesse ist sowohl privater als auch beruflicher Natur. Ich habe selbst zwei Kinder im Alter von sechs und acht Jahren und stand früh vor der Frage: Wie lege ich für meine Kinder Geld an? Die Frage war nie ob, sondern wie. Gleichzeitig beschäftigte mich: Wie vermittle ich meinen Kindern finanzielle Bildung? Das ist ein essenzielles Thema. Beruflich forsche ich zudem im Bereich digitaler Geldanlagen. Eure Lösung, das digitale ETF-Kinderportfolio, empfand ich als innovativ, weshalb ich mich besonders für die Studie interessiert habe.
Haben dich die Ergebnisse der Studie überrascht, oder entsprachen sie deinen Erwartungen?
Beides. Einige Ergebnisse haben mich positiv überrascht, andere entsprachen meinen Erwartungen.
Welche Ergebnisse haben dich besonders positiv überrascht?
Rund 90% der befragten Eltern geben an, Geld für ihre Kinder zu sparen oder anzulegen – eine beeindruckend hohe Zahl. Viele beginnen bereits im ersten Lebensjahr des Kindes oder sogar schon vor der Geburt. Das zeigt, wie wichtig ihnen die finanzielle Zukunft ihrer Kinder ist.
Erwartungsgemäss setzen die meisten Eltern auf Sparkonten – trotz des Wunsches, Vermögen aufzubauen. Hier zeigt sich ein Paradoxon: Während Wertschriften langfristig die bessere Rendite bieten, nutzen sie nur etwas über 20% der Eltern für ihre Kinder.
Warum ist eine Anlage in Wertschriften aus deiner Sicht die bessere Wahl?
Wegen des Zinseszinseffekts. Langfristig ermöglicht er exponentielles Wachstum – ein Vorteil, den Sparkonten nicht bieten. Wer über Jahrzehnte investiert, profitiert von der Marktrendite und nutzt sein Kapital effizienter. Wer hingegen über einen langen Zeitraum auf einem Sparkonto bleibt, vergibt dieses Potenzial.
Warum zögern viele Eltern dennoch, in Wertschriften zu investieren?
Eine Studie der Hochschule Luzern und PostFinance hat vier Hauptgründe identifiziert:
- Mangel an Wissen – Viele empfinden Wertschriften als zu komplex und meiden sie aus Unsicherheit.
- Geringes Interesse – In der Schweiz interessieren sich laut mehreren Studien nur wenige für Finanzmärkte. Wer sich nicht aktiv damit befasst, entwickelt auch kein Vertrauen.
- Fehlannahme hoher Einstiegshürden – Viele glauben, dass Wertschriften nur für Wohlhabende geeignet sind. Dabei lassen sich bereits kleine Beträge sinnvoll investieren.
- Verlustaversion – Menschen gewichten Verluste stärker als Gewinne. Da Wertschriften Schwankungen unterliegen, schreckt das viele ab.
Dieser Effekt verstärkt sich, wenn es um Geldanlagen für Kinder geht. Eltern wollen Risiken vermeiden – auch wenn sie langfristig Rendite einbüssen. Dabei ist es entscheidend, Schwankungen auszuhalten. Automatisierte Lösungen können helfen, Emotionen aus dem Entscheidungsprozess zu nehmen.
Man sollte vielleicht gar nicht so oft ins Portfolio schauen. Die Leute, die täglich die Rendite prüfen, tun sich keinen Gefallen.
Genau. Myopische Verlustaversion beschreibt das Phänomen: Je häufiger man Verluste sieht, desto emotionaler reagiert man. Wer täglich ins Portfolio schaut, trifft oft irrationale Entscheidungen. Langfristig ist es besser, investiert zu bleiben und Schwankungen auszuhalten.
Ein weiteres überraschendes Ergebnis der Studie war die Frage, ob Eltern ein Konto auf ihren eigenen Namen oder auf den Namen des Kindes bevorzugen. Ich hätte erwartet, dass Eltern das Geld eher auf ihren eigenen Namen anlegen. Tatsächlich bevorzugen viele ein Konto auf den Namen des Kindes.
Das ist ein zentraler rechtlicher Aspekt. Es ist sinnvoll, dass das Geld rechtlich dem Kind gehört und klar von den Finanzen der Eltern getrennt ist. Dies bietet in verschiedenen Szenarien entscheidende Vorteile – etwa im Falle einer Scheidung, eines Erbfalls oder familiärer Streitigkeiten. So bleibt das Vermögen uneingeschränkt dem Kind vorbehalten und kann ausschliesslich für seine Zukunft genutzt werden.
Wie können Eltern ihren Kindern den Umgang mit Geld beibringen?
Studien zeigen, dass viele Eltern ihren Kindern den Umgang mit Geld durch Taschengeld und Gespräche näherbringen – bewährte Methoden, die grundlegende Finanzkompetenzen vermitteln. Wenn ein Kind sein erstes Taschengeld erhält, lernt es, mit einem festen Budget auszukommen und Ausgaben zu planen. Was dabei jedoch oft fehlt, ist das Verständnis dafür, wie man Geld gezielt vermehren kann – ein essenzieller Bestandteil finanzieller Bildung.
Interaktive Ansätze sind hier besonders wertvoll. Wenn Kinder die Entwicklung ihres eigenen Portfolios verfolgen können, gewinnen sie praktische Einblicke in das Investieren. Learning by Doing ist in diesem Bereich besonders wirkungsvoll. Es wäre daher wünschenswert, dass es mehr spielerische und interaktive Apps gibt, die Finanzwissen auf verständliche Weise vermitteln – ähnlich wie Bildungs-Apps in der Schule, etwa die Anton-App.
Wir haben in unsere Lösung bewusst eine Funktion integriert, die es Eltern ermöglicht, ihrem Kind – sobald es entscheidungsfähig ist, etwa mit 14 oder 16 Jahren – ein eigenes Login zu geben. Dadurch kann das Kind eigenständig Einblick in sein Portfolio nehmen: Wie ist mein Geld investiert? Welche Rendite wurde erzielt? Die Möglichkeit, die eigene Geldanlage aktiv nachzuvollziehen, fördert das finanzielle Verständnis.
Genau das verstehe ich unter interaktivem Lernen. Learning by Doing ist die effektivste Methode – nicht nur für Kinder, sondern für alle. Wer aktiv erlebt, wie etwas funktioniert, versteht es besser, stellt gezielte Fragen und lernt nachhaltiger. Kinder besitzen dabei oft eine natürliche Neugier und Offenheit, die viele Erwachsene im Laufe der Zeit verlieren. Dieses Interesse gilt es zu nutzen.
Mein achtjähriges Kind beobachtete kürzlich mit grossem Interesse, wie sein Vater die Steuererklärung machte. Wo Erwachsene denken: Zum Glück muss ich das nicht machen, fragt ein Kind: Was ist das? Warum machst du das?
Diese natürliche Neugier ist eine Chance für Finanzbildung. Leider kommt das Thema in Schulen oft zu kurz. Viele junge Erwachsene kommen erst im Studium oder Berufsleben erstmals mit Geldanlagen in Berührung. Das ist zu spät. Eltern sollten früh ansetzen und Finanzthemen spielerisch und interaktiv vermitteln.
Wenn du zwei oder drei Tipps für Eltern geben könntest, was würdest du ihnen raten, wenn es um das Thema Anlegen für Kinder oder mit Kindern geht?
- Früh beginnen – Der Zinseszinseffekt wirkt umso stärker, je länger das Geld investiert bleibt. Kinder haben einen langen Anlagehorizont, was Investitionen in Wertschriften besonders attraktiv macht.
- Kinder einbeziehen – Lösungen, die es Kindern ermöglichen, ihre Investments nachzuvollziehen, fördern das Finanzwissen und die Eigenverantwortung.
- Sich informieren – Eltern sollten sich mit Anlagemöglichkeiten auseinandersetzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Es gibt mittlerweile viele attraktive Lösungen über klassische Sparkonten hinaus.
Tatjana, vielen Dank für das Gespräch! Und vielen Dank an alle Zuhörerinnen und Zuschauer – bis zum nächsten Mal!
- Erfahren Sie mehr über das Kinderportfolio von True Wealth.
- Wollen Sie mehr über die Studie wissen? Hier finden Sie den vollständigen Bericht.
Über den Autor
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Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.
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